excursion

In der Ideenfindung hat das Duo die Konzeption des Raumes auf einen minimalen Punkt fokussiert  ein Loch in der Wand, in dem die Rettungsleine in die imaginäre Vorstellungswelt von BetrachterInnen verschwindet. Was sich hinter der Wand abspielt, bleibt wohl kalkuliert im Bereich der Spekulation. Die Installation kann als Manifest der Achtsamkeit aufgefasst werden, die den Betrachter/die Betrachterin auffordert ganz konzentriert den Dialog mit der eigenen Vorstellungswelt einzugehen. Die Welt hinter der Mauer ist so besehen die Summe aller Unwägbarkeiten, alles Unvorhergesehenen, sozusagen ein illusionärer Raum möglicher Ereignisse. 

In der Konzeption greifen Flohry/Glashagen auf jenen Mythos des Ariadnefadens zurück, der zugleich Rettungsleine und Orientierungshilfe auf den verschlungenen Pfaden durch das Labyrinth ist, welches Theseus durchqueren muss um den Minotaurus zu töten. Die „Safty Reel“, die moderne Variante des Ariadnefadens, ist dabei der einzige visuelle Anhaltspunkt im Raum, von dem Duo bewusst minimal gesetzt, um die Vorstellungswelt nicht einzuengen.

Die einzige Vorgabe an BetrachterInnen der Installation ist sozusagen die Führung der Blickrichtung über das Seil in die Wand und das Verschwinden des Seilendes in den Tiefen eines in der Wand befindlichen Lochs. Jenseits des Sichtbaren löst sich die Arbeit in einen Bereich des Spekulativen auf, das sich jenseits der eigenen, realen Wahrnehmung abbildet. Gerade hier, wo sich der Betrachter/die Betrachterin in den labyrinthischen Tiefen seiner Vorstellungskraft verlieren kann, heißt es hellwach zu bleiben. 

Wach bleiben in diesem Sinn bedeutet für den Notfall gerüstet zu sein, Alternativen zu benennen und die Orientierung in komplexen Situationen zu behalten - also den (mythischen) Faden nicht zu verlieren. Ingrid Flohry und Marco Glashagen gestalten so besehen eine absurde Situation: die pure Präsenz der Rettungsleine und ihre Auflösung im Nichts weist darauf hin, dass unsere Illusion von Sicherheit immer nur eine spielerische Variante der Psychologie ist, bis wir mit der Realität des Notfalls konfrontiert werden. 

Rauminstallation
18.06.22 -24.09.22

Hugenottenhaus
Friedrichsstr. 25 
34117 Kassel

Photography by Pascal Heußer

Mit dem Ausstellungsprojekt erste hilfe – first aid wird das Spektrum ausgelotet, wie sich Künstler:innen den vielfältigen Formen von Not zuwenden und darauf frei mit künstlerischen Mitteln antworten. In jedem der über 20 Zimmer des Hugenottenhauses werden spannende Positionen zu sehen sein.

Die Kunstausstellung erste hilfe - first - aid fand vom 18. Juni bis zum 24. September 2022 im historischen Hugenottenhaus in Kassel statt. 

  © Ingrid Flohry I Marco Glashagen 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte prüfen Sie die Details und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.